3. Jahrgang Schulungsreihe: Sept. '21 - Juni '22

An fünf Wochenenden von September 2021 bis Juni 2022 trafen sich die Teilnehmenden des dritten FairCademy-Jahrgangs. In den 5 Modulen wurden sie mit Hilfe von Referent*innen aus verschiedenen Bekleidungsproduktionsländern zu sozialen und ökologischen Fragen in der textilen Kette, Menschen- und Arbeitsrechten und deren unzureichender Umsetzung in der Modebranche weitergebildet. Gemeinsam besuchten wir ehemalige Zentren der mitteleuropäischen Textilindustrie, die ehemalige Baumwollspinnerei in Leipzig, die ehemalige Tuchfabrik Gebr. Pfau Crimmitschau, die Semannsmission und das Ökohaus Rostock, die Kabutze Nähwerkstatt Greifswald und vieles mehr. Ein wichtiger Teil der Schulungsreihe war das Verständnis unserer eigenen Menschen-, Arbeits- und Gewerkschaftsrechte.

ReferentInnen aus Produktionsländern von Bekleidung berichteten über die Arbeitsbedingungen vor Ort, über die geringen Löhne, die bei weitem nicht zum Leben reichen, und über Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz. Wir beschäftigten uns mit Siegeln und Audits und deren unzureichender Möglichkeit zur Verbesserung der Missstände in den Lieferketten beizutragen.

Die Teilnehmer*innen lernten die Arbeit des Netzwerks Clean Clothes Campaign kennen, insbesondere seine aktuelle Kampagne #PayYourWorkers, die Modeunternehmen auffordert, verpflichtend für die während der Pandemie nicht ausgezahlten Löhne und Abfindungen aufzukommen. Denn während der Corona-Pandemie hatten viele Arbeiter*innen noch schlechtere Löhne als zuvor verdient oder nicht die ihnen rechtlich zustehende Abfindung bei Entlassung enthalten.

Die FairCademy bot auch die Möglichkeit, kreativ und aktiv zu werden. Kreativ gestalterisch wurden wir im letzten Modul gemeinsam mit dem Tierra – Eine Welt e.V. Görlitz  beim Bedrucken von T-Shirts und Taschen anhand der Siebdruck-Technik. Unterschiedliche Engagement- und Aktionsformate wurden über die Schulungsreihe hinweg vorgestellt und konnten auch sogleich erprobt werden. So brachten einige Teilnehmer*innen im letzten Modul eine Theaterperformance auf die Straße.

2. Jahrgang Schulungsreihe: Sept '18 bis Mai '19

Die FairCademy, eine Schulungsreihe für interessierte Menschen, die ihr Wissen im Bereich “Mode und Menschenrechte“ vertiefen wollen und neue Handlungsmöglichkeiten für ihr Engagement gegen Ausbeutung in der Modeindustrie kennenlernen möchten, organisiert durch das Entwicklungspolitisches Netzwerk Sachsen in Kooperation mit dem Frauenwerk der Nordkirche, beide Mitglieder der Kampagne für Saubere Kleidung.

Von September 2018 bis Mai 2019 trafen sich für die FairCademy 22 engagierte Menschen an fünf Wochenenden. In der Gruppe und mithilfe von Referent*innen aus verschiedenen Ländern der Bekleidungsproduktion bildeten sie sich weiter zu den sozialen wie ökologischen Problemen entlang der textilen Kette, zu Menschenrechten und deren mangelhafter Umsetzung in der Modeindustrie. Gemeinsam besuchten wir ehemalige Zentren der mitteleuropäischen Textilindustrie, wie die Lausitz in Ostsachsen und Neumünster in Holstein, einen Betrieb der Altkleidersortierung, eine Textilfabrik und das neumünsteraner Museum „Tuch+Technik“. Außerdem forderten wir vor dem Einkaufszentrum Neumünsters, genauso wie die Regionalgruppen der Clean Clothes Campaign (CCC) Deutschland in verschiedenen anderen Städten, H&M dazu auf, den Näher*innen seiner Zulieferfabriken endlich faire existenzsichernde Löhne zu zahlen.

Während Artemisa Ljarja einen Einblick in ihre Arbeit als Eilaktionskoordinatorin der Kampagne für Saubere Kleidung geben konnte und von Recherchen in der albanischen Bekleidungsindustrie berichtete, konnte Georgi Medarov bei einer Abendveranstaltung in Schwerin einen Eindruck von den äußerst problematischen Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie Bulgariens geben. Tansy Hoskins, Journalistin und Autorin des antikapitalistischen Buchs der Mode, war zu Gast beim dritten Modul im Erfurter „Radio Frei“, wo sie die Frage des Veranstaltungstitels „Kann denn Mode feministisch sein?“ anhand eines Vortrags beantwortete.

Ein wichtiger Teil der Schulungsreihe war es, eigene Menschen-, Arbeits- und Gewerkschaftsrechte kennenzulernen. Dazu (wie zu allen anderen Modulen auch) ist das E-Learning Modul 2 inklusive Quiz entstanden, das auf der faircademy.org-Website zu finden ist.

Zum Thema „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ fokussierten wir zum einen mit der CCC Turkey die tödliche Technik des Sandstrahlens um den „Used-Look“ bei Jeans zu erzeugen und zum anderen mit Berndt Hinzmann von der Kampagne Change Your Shoes die extrem gesundheitsschädigenden Praktiken in der Schuh und Lederindustrie. Außerdem ging Bettina Musiolek (Ko-Koordinatorin CCC Zentral-/Ost-/Südost-Europa) auf den mangelhaften Nutzen von Sozialaudits in Fabriken, freiwillige Selbstverpflichtungen in Multistakeholder-Initiativen und der Forderung nach einem verbindlichen Lieferkettengesetz ein.

Methodisch konnten wir uns mit den beiden Theaterpädagoginnen Annika Sterr und Franziska Hanisch austoben, gemeinsam probierten wir uns an Techniken des Straßen- und Aktionstheaters. Helen Gimber von der Berliner CCC-Regionalgruppe ließ uns an ihren Erfahrungen in der Entwicklung von Ideen, Planung und Umsetzung von Straßenaktionen teilhaben und Christine Höbermann von der Leibniz Universität Hannover stellte uns die Methode der Lebenslinien-Diagramme als Versuch sich in die Situation anderer Personen einzufühlen vor. Letztlich wurde es noch farblich kreativ beim Siebdrucken von Shirts und Beuteln in Schwerin.

Fünf Wochenenden in fünf Städten mit engagierten Menschen, brachte 22 Absolvent*innen hervor, Expert*innen auf dem Gebiet „Mode und Menschenrechte“, die ihr Wissen jetzt bei Veranstaltungen in Vorträgen und Workshops weitergeben können (solltet ihr auf der Suche nach eine*r/m Referent*in/en zum Thema sein, einfach nachfragen).

Kommentare der Teilnehmer*innen

„Insbesondere für Vorträge als Referent*in des Globalen Lernens und für die Durchführung von öffentlichkeitswirksamen Kampagnen habe ich viel gelernt. Das neu gewonnene Wissen stellt außerdem eine Handlungsoption dar, da sich dadurch auch außerhalb von Vorträgen oder Kampagnenarbeit ein Bewusstsein schaffen lässt.“

„Besonders gut gefallen hat mir die Thementiefe und -breite, die sorgfältige Planung, das dynamische Umfeld und dass ich große Lernfortschritte gemacht habe.“

„Ich fand die Teinehmedenzusammenstellung sehr gut, gerade die unterschiedlichen Bereiche waren ein großer Gewinn beim Austauschen und für einen Perspektivwechsel.“

„Meine Perspektive hat sich durch den Austausch mit Textilarbeiter*innen, oder denen, die Arbeiter*innen interviewt hatten, verändert.“

„Gut gefallen hat mir der Methodenmix und die Vielfalt und Expertise der Referenten.“